Die Eröffnung der Salzburger Festspiele am Samstag wurde von einer pro-palästinensischen Störaktion begleitet. Aktivistinnen und Aktivisten unterbrachen den Festakt im Inneren der Felsenreitschule mit Zwischenrufen und entrollten Transparente. Sechs Personen wurden im Zuge der Festnahme bei Festspieleröffnung mittlerweile festgenommen.

Während der Rede von Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) in der Felsenreitschule wurden plötzlich Rufe laut. Mindestens sechs Aktivistinnen und Aktivisten befanden sich im Zuschauerraum. Einige gelangten sogar in die Arkaden. Dort entrollten sie Transparente mit Aufschriften wie „Stoppt den Völkermord – Free Gaza Now“. Der Festakt wurde unterbrochen, damit das Sicherheitspersonal eingreifen konnte. Die Festnahme bei Festspieleröffnung erfolgte unmittelbar nach dem Einschreiten der Sicherheitskräfte.
Mit gefälschten Mitarbeiterausweisen Zutritt verschafft
Die Demonstranten gelangten laut Polizei mit gefälschten Mitarbeiterausweisen in die Felsenreitschule. Die Personen dürften das Festspielhaus über den durch privates Sicherheitspersonal bewachten Bühnenzugang betreten haben. Nach der Aktion wurden sechs Teilnehmende festgenommen. Die Tatverdächtigen machten zu ihrer Identität bisher noch keine Angaben, die Ermittlungen der Polizei laufen. Nachdem die Störaktion im Inneren der Felsenreitschule aufgelöst worden war, gingen die Proteste vor den Festspielhäusern in der Hofstallgasse weiter. Vonseiten der Salzburger Festspiele gab es zu dem Vorfall noch keine Stellungnahme.
Aktivisten: Festspiele müssen „Stellung beziehen“
Die Aktivistinnen und Aktivisten begründeten ihre Störaktion in einer Aussendung folgendermaßen: „Die Salzburger Festspiele dürfen nicht zum Ort der Verdrängung werden. Sie müssen das viel zitierte Erbe ihrer Gründer ernst nehmen – und Stellung beziehen, für einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Völkermords. Deshalb setzen wir heute zum Festakt der Salzburger Festspiele ein Zeichen für Palästina.“

Babler lädt zu Dialog ein
Die anwesenden Politikerinnen und Politiker, sowie die Festrednerin Anne Applebaum gingen in ihren Ansprachen allesamt auf die Störaktion ein. Vizekanzler Andreas Babler, dessen Rede von der Störaktion unterbrochen worden war, äußerte sich umgehend zu der Aktion. Der Vorfall zeige, dass es sich bei den Salzburger Festspielen um einen Ort „echter gesellschaftspolitischer Debatte“ handle. Über den Pressdienst seiner Partei ließ er im Nachhinein außerdem wissen: „Kunst und Kultur sollen immer ein Raum der echten gesellschaftspolitischen Debatten sein und den Diskurs in unserem Land fördern.
Ich habe selbst in meiner Rede bei den Festspielen über die katastrophale humanitäre Lage in Gaza und das große Leid der Zivilbevölkerung gesprochen, da es mir wichtig war, auch den Rahmen der Festspiele zu nutzen, um darauf aufmerksam zu machen. Ich habe großes Verständnis für den Protest. Friedlicher Protest ist wichtig und wird ernst genommen. Ich lade die Menschen, die heute Protest erhoben haben daher ein, in einem angemessenen Rahmen Gespräche zu führen und in den Dialog zu treten.“

Und auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach die Protestaktion an: Er sei ein Freund Israels, was aber nicht bedeute, dass er jede Maßnahme der israelischen Regierung gutheiße. „Die Situation in Gaza ist niederschmetternd und in keiner Weise humanitär zu rechtfertigen. Aber bitte vergesst auch nicht den Oktober 2023, dem schlimmsten Pogrom der Nachkriegszeit.“ Das sei keine Rechtfertigung für das, was in Gaza passiert, „aber bitte zur Erinnerung“, sagte Van der Bellen an das Festspielpublikum gewandt.