Die AFIR Ladeinfrastruktur Neuerung von April dieses Jahres ändert in den kommenden Jahren einiges im Bereich des öffentlichen Ladens von Elektroautos. Eine bessere Datenverfügbarkeit ermöglicht es E-Mobilisten, Preise für vertragsloses Laden ähnlich wie heute schon bei Tank-Apps zu vergleichen. Auch eine bessere Datenkommunikation zwischen Ladestation und Fahrzeug ist Teil des Pakets.

AFIR Ladeinfrastruktur Neuerung

Manchmal stecken die großen Dinge im Kleinen. Ein solcher Fall könnte die Neufassung der Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) sein. Im April hat die Kommission die AFIR an einigen zentralen Stellen angepasst. Dabei sind zwei regulatorische Änderungen von zentraler Bedeutung, die in der öffentlichen Diskussion jedoch bisher kaum Beachtung fanden.

Die erste Änderung im Rahmen der AFIR Ladeinfrastruktur Neuerung betrifft den vereinfachten Zugang zu Daten. Zum Jahreswechsel müssen die Ladestationsbetreiber kostenfrei Informationen an die sogenannten Nationalen Zugangspunkte (englisch National Access Points oder NAPs) bereitstellen. Zu diesen Informationen zählen beispielsweise der Standort der Ladestation, die Verfügbarkeit von Parkplätzen für Menschen mit Behinderung, die Preise für das Laden ohne Vertrag oder auch die Auskunft, ob die Station gerade belegt ist oder nicht.

Das vertragslose Laden könnte mit dieser Änderung zu mehr Preistransparenz stark vorangetrieben werden.

So hat beispielsweise eine privat erstellte Google-Maps-Karte mit günstigen Ad-hoc-Lademöglichkeiten bereits 1,6 Millionen Klicks. Das zeigt deutlich das große Interesse an günstigem, vertragslosen Laden. Die Nationalen Zugangspunkte könnten solche Karten künftig mit hoher Zuverlässigkeit europaweit ermöglichen. Sie würden E-Mobilisten die günstigsten, gerade verfügbaren Ladestationen in der Nähe anzeigen. In Kombination mit der Verpflichtung zu diskriminierungsfreien Bezahlmöglichkeiten – etwa über Bezahlterminals und QR-Codes – entsteht eine neue Form des Wettbewerbs.

Die Belegungsdaten wiederum sind für neue Akteure in diesem Bereich besonders spannend. Meine eigene Forschung begann damit, solche Daten auszuwerten und zu beschreiben, wie Menschen Ladeinfrastruktur nutzen. Heutzutage nutzt man die Belegungsdaten von Ladeinfrastruktur beispielsweise, um in der Routenplanung Stationen auszuwählen, an denen keine Wartezeit entsteht, oder um den Energieeinkauf für diese Stationen zu optimieren. Es ist davon auszugehen, dass dieser neue Datenschatz die Navigation, die Standortsuche, die Energiebeschaffung und vieles mehr deutlich verbessern kann.

Die zweite große Änderung betrifft die Verpflichtung, dass Ladestationen künftig die Kommunikationsprotokolle ISO 15118-2 (ab dem 8. Januar 2026) und ISO 15118-20 (ab dem 1. Januar 2027) unterstützen müssen. Diese Protokolle unterstützen moderne Lademöglichkeiten wie Plug&Charge, bei dem im Fahrzeug hinterlegte Daten die Rolle der Ladekarte übernehmen, Smart Charging, bei dem geladen wird, wenn Strom besonders günstig ist, und bidirektionales Laden, bei dem Strom aus der Fahrzeugbatterie zurückgespeist wird, wenn Strom besonders knapp ist. Aktuell kommen diese Kommunikationsprotokolle vor allem im privaten Umfeld zum Einsatz, um insbesondere Smart Charging und bidirektionales Laden zu ermöglichen.

Inwieweit wir solche Modi auch zukünftig im öffentlichen Bereich sehen werden, bleibt abzuwarten.

Insbesondere bidirektionales Laden ist rechtlich komplex und in einem öffentlichen Betrieb vorerst unwahrscheinlich. Plug&Charge wiederum wird im Dokument explizit erwähnt. Eine Verpflichtung für Ladestationsbetreiber besteht auch hier nicht, sodass abzuwarten bleibt, wie viele Akteure sich engagieren werden.

Da bereits existierende Ladestationen nur nachgerüstet werden müssen, wenn sie erneuert werden, werden insbesondere viele langsame AC-Ladestationen insbesondere nicht über Funktionalitäten wie Plug&Charge oder Smart Charging verfügen. Vermutlich wird es also nicht sofort zu einer Änderung für Nutzern und Nutzerinnen kommen. Sobald aber mehr und mehr neue Ladestationen mit den zusätzlichen Funktionen zur Verfügung stehen, werden auch neue Geschäftsmodelle entstehen.